Kindersoldaten und Nachwuchswerbung der Bundeswehr auf der Gamescom

Was haben China, Saudi-Arabien, der Iran, Pakistan und Deutschland gemeinsam? Genau – der Dienst an der Waffe ist ab 17 Jahren möglich. Insbesondere der Anteil der ganz jungen Rekruten steigt seit Jahren kontinuierlich an. Lag die Zahl der unter 18-jährigen Soldatinnen und Soldaten im Jahr 2011 noch bei 689, waren 2015 bereits über sieben Prozent des Jahrganges, nämlich 1515 der 21.092 neuen Soldatinnen und Soldaten unter 18 Jahre alt.

Die Bundeswehr argumentiert es sei völkerrechtlich nicht zu beanstanden wenn Jugendliche ab dem 17. Geburtstag einstellt würden, wenn die Eltern dem zustimmen.

Nach internationalen Standards handelt es sich allerdings bei den minderjährigen Bundeswehrrekruten um Kindersoldaten. Zulässigkeit hin oder her, ein Staat wie die Bundesrepublik, dem Außenpolitik und internationales Recht in vielerlei Hinsicht wichtig ist, wäre prädestiniert dafür, mit einem leuchtenden Beispiel voranzugehen, und die Rekrutierung von Minderjährigen zu beenden. Wie soll man sonst international glaubhaft gegen Kindersoldaten argumentieren?

Marco Krüger vom Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften der Universität Tübingen sagte zur Rekrutierung Minderjähriger in einer Expertenanhörung des Deutschen Bundestages das bereits der Kampagnentitel „Mach, was wirklich zählt“ den Soldatenberuf als zentrale und sinnstiftende gesellschaftliche Aufgabe präsentiere, dadurch würden zivile Berufsfelder implizit abgewertet und militärische Gewalt als Mittel der Konfliktlösung als Normalfall dargestellt.

Vor diesem Hintergrund ist die Bewerbung der Bundeswehr als Arbeitgeber auf der Gamescom in Köln eine bedenkliche Entwicklung.

In einer Erklärung der Bundeswehr heißt es dazu “ Wir treten hier personalwerblich auf. Mittlerweile ist es nun mal so, dass der Kontakt zu der jungen Bevölkerung durch das Aussetzten der Wehrpflicht erschwert worden ist. Wir geben hier zukunftsorientierten, technikbegeisterten, jungen Erwachsenen einen Einblick in die Bundeswehr. Im Klartext: Gamer mit Technik locken, die Konsequenzen zeigen sich in den Abbruchszahlen die wir hier bereits thematisiert haben. Hier gibt es auf Flickr unsere weiteren Eindrücke der größten Spielemesse aus Köln.

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