Die neue Image-Kampagne des Verteidigunsministeriums hat offensichtlich Erfolg. Breits häufiger haben wir über die minderjährigen Rekruten der Bundeswehr berichtet. Damit reihen wir uns ein in die Gruppe der Länder die den Dienst an der Waffe ab dem 17. Lebensjahr zulassen – gemeinsam mit China, Saudi-Arabien, dem Iran und Pakistan. Waren im Jahr 2011 noch bei 689 und 2015 schon 1515 der neuen Soldatinnen und Soldaten unter 18 Jahre alt so haben wir in diesem Jahr einen neuen traurigen Höchststand. 2128 – also mehr als eine Verdreifachung seit 2011 – der neuen Rekrutinnen und Rekruten sind Minderjährige.
Marco Krüger vom Internationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften der Universität Tübingen sagte zur Rekrutierung Minderjähriger in einer Expertenanhörung des Deutschen Bundestages das bereits der Kampagnentitel „Mach, was wirklich zählt“ den Soldatenberuf als zentrale und sinnstiftende gesellschaftliche Aufgabe präsentiere, dadurch würden zivile Berufsfelder implizit abgewertet und militärische Gewalt als Mittel der Konfliktlösung als Normalfall dargestellt.
Dazu kommt das 18-Jährige nach möglichen Auslandseinsätzen auch eine deutlich höhere Traumatisierungstendenz als 25-Jährige haben. Dies wurde auch von dem Züricher Psychologen Tobias Hecker bestätigt, der von der Kinderkommission des Bundestages als Experte geladen war. Er verweist darin auf Ergebnisse der Hirnforschung, wonach die Entwicklung des Frontalhirns, das für Entscheidungsfähigkeit und Risikobereitschaft zuständig ist, erst mit Anfang 20 vollständig abgeschlossen ist. „Junge Menschen begeben sich deshalb schneller in Gefahr und haben ein höheres Risiko für Traumastörungen“, sagte Hecker der Zeitung „Welt“. Dieser Tatsache werde im Straßenverkehr insofern Rechnung getragen, als schwere Motorräder erst ab 21 oder gar 25 Jahren gesteuert werden dürfen. „Diese Logik könnte man auch auf Auslandseinsätze anwenden“, meint Hecker. „Mit 18 Jahren ist die Vulnerabilität noch sehr hoch.“ Die hohen Abbrecherquoten bei den jungen Rekruten zeige zudem, „dass die Konsequenzen risikoreicher Entscheidungen nicht unbedingt zu Ende gedacht werden“.
Die Bundesregierung muss sich endlich an das Kinderrecht halten und die UN-Vorgaben umsetzen – keine Werbung von Minderjährigen auf der Gamescom. Unterstützt uns dabei durch die Mitgliedschaft oder einer Spende.